Es entbehrt nicht der Ironie, dass Reinhold Messner, der Co-Autor dieses Werkes, der bisher vor allem dadurch aufgefallen ist, dass er keinen Gipfel und keine Wüste auslassen konnte, den Verzicht predigt. Andererseits: Wer, als einer, der offenbar nie genug kriegen konnte, wäre geeigneter, den Verzicht zu schätzen. Nur eben: Messner hat eine ganz andere Vorstellung …
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Philipp Kohlhöfer: Pandemien
„Für eine Geschichte im Pazifik wurde er beschossen, für eine andere wohnte er monatelang bei Strassengangs“, lese ich unter anderem über den Autor und in mir denkt es: Einer dieser Angeber-Journalisten, der sich für mutig hält. Ich habe einmal fürs IKRK gearbeitet und einige solcher „Helden“ mitgekriegt – und sie eigentlich nur peinlich gefunden. Zusätzlich …
Sergej Lebedew: Das perfekte Gift
Der ehemalige Geheimdienstagent Wyrin „hatte dem System treuer gedient als andere. Und er war mehr als andere erschrocken, als der Zerfall des Landes einsetzte und es schien, dass nach ihm auch das System zerbräche.“ Seitdem waren drei Jahrzehnte vergangen, er hatte unter Zuhilfenahme der plastischen Chirurgie eine neue Identität angenommen. Rational gesehen fühlte er sich …
Jia Tolentino: Trick Mirror
Eigenen Angaben zufolge ist die 1988 geborene Jia Tolentino seit ihrem zehnten Lebensjahr internetsüchtig. Die anfängliche Begeisterung hat sich allerdings gewandelt. So um 2012 geschah das, vermutet sie. „Während wir früher die Freiheit hatten, online wir selbst zu sein, waren wir nun online an uns selbst gekettet, und das machte uns unsicher.“ Vor allem aber …
Stefan Klein: Wie wir die Welt verändern
Nach dem Abitur in Paris ist Sonia Harmand nach Ostafrika gereist, in die Wüste des Äquators, wo sie sich nicht in der Fremde fühlte, „sondern heimgekommen an einen Ort, an dem sie schon einmal, lange Zeit vor ihrer Erinnerung, war.“ In der Folge studierte sie Archäologie, kehrte zurück in die Wüste und machte Funde, die …
Bill Clegg: Neunzig Tage
Der New Yorker Literaturagent Bill Clegg war nach einer zwei Monate dauernden Drogenorgie in der psychiatrischen Abteilung von Lenox Hill, einer Alkohol- und Drogenentzugsklinik, gelandet. Vier Wochen später kehrt er nach New York zurück. „Die kleine Literaturagentur, die ich vier Jahre als Mitinhaber geleitet habe, gibt es nicht mehr, alle meine Klienten haben sich neue …
Martin Hartmann: Vertrauen
Vertrauen ist gut, Kontrolle besser, sagt bekanntlich der Volksmund. Es wird uns also empfohlen, misstrauisch zu sein und die Juristen haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Der Grund, dass man zu Skepsis und Vorsicht mahnt, liegt darin, dass zu vertrauen so recht eigentlich unsere Grundeinstellung ist. Nehmen wir Fotos: Wir halten das, was sie zeigen, grundsätzlich …
Thilo Bode: Die Macht der Konzerne
Thilo Bode, Jahrgang 1947, ehemals Geschäftsführer von Greenpeace und heute Leiter der Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch, zeigt in „Die Diktatur der Konzerne“ an konkreten Beispielen wie die Wirtschaft die Politik bestimmt. Im Untertitel heisst sein Buch „Wie globale Unternehmen uns schaden und die Demokratie zerstören“. Das scheint zu suggerieren, dass es die Demokratie gibt. Auf dem Papier …
J. M. Coetzee / Paul Auster: Von Hier nach Da
Es gibt Bücher, die mich enttäuschen, obwohl ich sie gerne gelesen, sie mich bereichert haben und ich sie so recht eigentlich gut finde, ganz einfach, weil ich mir mehr und anderes erwartet habe. Vor allem Tiefgründigeres. Das hat mit meinem Bild von mir geschätzten Schriftstellern zu tun – und sowohl Coetzee als auch Auster gehören …
Ismail Kadare: Die Verbannte
Es liegt einige Jahre zurück, dass ich Ismail Kadares „Konzert am Ende des Winters“ gelesen habe. Geblieben ist mir nur, dass mich die differenzierte Geschichte begeisterte. Ich nehme sie aus dem Regal, blättere darin und stosse unter anderem auf diese Stelle, die ich mir angestrichen habe. „Früh hatte er begriffen, dass es für einen Staatsführer am …